HDR-Technik

Was dahinter steckt

"Der Erfinder" von HDR ist enttäuscht

Erik Reinhard ist einer der "Väter" der HDR-Technologie. Er entwickelt Tonemapping-Algorithmen, die besonders fotorealistisch arbeiten. Er zeigt sich derzeit enttäuscht über die katastrophalen Auswüchse des exzessiven Tonemappings. Solche Beispiele gibt es zur Zeit verstärkt nicht nur auf flickr.com, nein, man kann diese Auswüchse auch auf den meisten Fotocommunity-Seiten "bewundern".

Nach seiner Auffassung gibt es mehrere Gründe für die missgeleitete Nutzung der HDR-Technologie: Schlechte Tonemappings entstünden vornehmlich auf Grund von fehlendem tieferen Verständnis der Anwender für die technischen Hintergründe, aus der Verwendung unzureichender Software und mangelndem Ehrgeiz sich mit den geeigneten Einstellungen der jeweiligen Softwares auseinander zu setzen. Und eigentlich sind für den fotografisch interessierten Betrachter diese Auswüchse fast schon als obszön zu bezeichnen.

Er äußert seine Ansichten und Erklärungsversuche dazu auf einer eigens von Ihm eingerichteten Micro-Website, auf der er auch Beispiele von "guten" und "schlechten" Tonemappings darstellt, in erstaunlich offensivem Stil. Und das alles nur "seiner Auffassung nach".

Auch wenn man Erik Reinhards Ansichten und Äusserungen nicht unbedingt in allen Punkten teilt, sind dort einige durchaus erwähnenswerte und diskussionswürdige Punkte angesprochen. Vor allem die kurze aber prägnante Darstellung der technischen Hintergründe und Möglichkeiten der HDR-Fotografie sind lesenswert. Obwohl Reinhard in seiner Einleitung explizit versucht Abstand davon zu nehmen, die auf Flicker austellenden Fotografen oder bestimmte Softwares zu kritisieren, merkt man seinem folgenden Text (und den Bildbeispielen) eine gewisse negative Grundstimmung gegenüber der Software Photomatix und den Bildern auf flickr.com doch deutlich an.

Leider belässt es der Autor dann bei einigen uninspirierten Versuchen des Tonemappings mittels der Möglichkeiten von Photomatix und lobt andererseits die von ihm selbst entwickelten Algorithmen. Er sollte aber nicht das Werkzeug, sondern höchstens die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit demselben bewerten. Ein Anwender, der mit den in Software gegossenen Algorithmen von Reinhard (und Kollegen) noch nicht besonders erfahren ist, wird damit wahrscheinlich ebenfalls nicht optimale Ergebnisse damit erzielen. Ausserdem scheint es Reinhard entgangen zu sein, dass viele der Betrachter von tonegemappten Bildern die resultierende Bildwirkung anscheinend sehr begrüßen, trotz der überdeutlich kritisierten Mängel.

Auf seiner Website ruft er dazu auf, selber Experimente mit dem gleichen Ausgangsmaterial anzustellen. Dazu gibt es einen eigenen Download. Das Ausgangsmaterial von Erik Reinhard besteht aus folgenden 9 Aufnahmen in 1EV-Schritten:

Auch ich habe nun einen Test mit seinen Bildern gemacht und seine Belichtungsreihe von 9 Bildern mit unterschiedlichen Programmen ge-tonemappt.

Ich habe nirgends die Standardeinstellungen verwendet, sondern versucht, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln an sein Ergebnis heranzukommen. Bei der Verwendung von FDRTools habe ich sogar die Sättigung auf 50% zurückgedreht!

Reinhard forderten bekanntlich geeignete Parameter, um den von ihm geforderten realistischen Look zu erzeugen. Verglichen mit seinem besten Ergebnis, welches er erzeugen konnte (Image 10, erzeugt mit Reinhards eigenem Tool), habe ich meiner Meinung nach fotografisch ebenbürtige wenn nicht teilweise bessere Ergebnisse erzielen können als das flaue und unscharfe Ergebnis von Reinhards Algorithmus. HIER ist zum Vegleich die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Ergebnisse zu finden.

Damit möchte ich zeigen, dass man mit unterschiedlichen Programme und unterschiedlichen Einstellungen enorme Unterschiede im Ergebnis erzielen kann als mit den Standardeinstellungen beim Programmstart. Jedes Ausgangsmaterial ist anders und muss deshalb gesondert behandelt werden und man sollte schon das Bestreben haben, durch dementsprechendes abändern der Standardeinstellungen natürliche Aufnahmen zu erhalten.

Reinhards Micro-Site ist also für mich nichts anderes als ein Denkanstoss. Vor den teilweise fürchterlichen Auswüchsen von Übertriebenheit bei der Anwendung des Tonemappings, wie sie derzeit auf diversen Websites vorzufinden sind, graut mir.