Das Belichtungsproblem
Gerade bei Situationen mit sehr hohen Kontrasten tut sich das menschliche Auge nicht schwer, die unterschiedlichsten Kontraste einzufangen. Es umfasst nachgewiesener Weise einen Dynamikumfang von 1,000.000:1 und mehr - und das bei einem Fokus von maximal 6° Öffnungswinkel. Ein Bereich, der mindestens 1.000 mal höher liegt als es bei der Digitalfotografie möglich ist. Auch die chemische Fotografie unterliegt diesem Wert noch immer um den Faktor 100. So liegt der Dynamikumfang des chemischen Filmes bei 10.000:1, der des Digitalfotos bei 1.000:1. Das Auge tut sich also nicht schwer, sich sofort auf ein Detail im Gesichtsfeld einzustellen, während der chemische Film oder der elektronische Chip wesentlich mehr Informationen zur gleichen Zeit auffangen. Auf welchen Teil des Bildes soll sich die Belichtung der Kamera nun einstellen - auf die hellsten Teile im Bild oder auf die dunkelsten? Beide Abbildungsmethoden stellen also im Vergleich zum menschlichen Auge eine nur unbefiedigende Lösung dar. Das Ergebnis ist dann in der gemachten Aufnahme offensichtlich: Es gibt meistens Bereiche im Bild, die zu hell sind und andere die eigentlich zu dunkel sind.
Nun gab es schon länger Überlegungen, wie man diesen unbefriedigenden Zustand beenden könnte. Die Lösung liegt in der Belichtungsreihe - mehrere unterschiedlich belichtete Aufnahmen. Erste Versuche dazu gab es übrigens schon in den 50er Jahren, wobei mit dem chemischen Film ebenfalls Belichtungsreihen aufgenommen wurden. In jeder dieser Aufnahmen befinden sich Bildteile, die einen optimalen Dynamikumfang - sprich eine optimale Belichtung - aufweisen. Mittels Spezialsoftware können nun diese Anteile in einer einzigen Aufnahme zu einem optimal belichteten Bild kombiniert werden. Das Ergebnis ist ein "HDR"-Bild, welches aber nicht auf herkömmlichen Ausgabemedien dargestellt werden kann. Für die Ausgabe auf einem gewöhnlichen Bildschirm verwendet man deshalb das sogenannte "Tone-Mapping". Solcherart erzeugte Bilder nennt man dann "LDR"-Bilder - welche allerdings ebenfalls keine Über- oder Unterbelichtungen mehr aufweisen!